Wie studiere ich die Bibel?
Eine Einführung in die Church Girl Bible Study (immer am 1. Sonntag des Monats von 18-19 Uhr über Zoom) basierend auf den Büchern „A Place of Quiet Rest“ (Nancy Leigh Demoss) und „Frauen studieren die Bibel“ (Jen Wilkin) – by Tabea Süsselbeck & Mirjana Joy.
Könnte es sein, dass du eine oder mehrere dieser Lügen glaubst?
- „Wenn ich meine Stille Zeit mache, dann ist Gott zufrieden mit mir.”
- „Ich habe meine Stille Zeit schon wieder nicht geschafft, Gott ist jetzt sicher enttäuscht von mir!”
- „Wenn ich meine Stille Zeit mache, bin ich geistlicher.”
- „Ich muss sofort alles verstehen, was ich in der Bibel lese.“
- „Ich muss ein bestimmtes Gefühl haben, wenn ich die Bibel lese.“ (z.B. immer einen tiefen Frieden oder Freude empfinden)
Mit der Stillen Zeit verdienen wir keine zusätzlichen Punkte bei Gott und wir können Ihn auch nicht dazu bringen, uns noch mehr zu lieben. Wenn wir zu Ihm gehören, haben wir bereits Seine Liebe. Er könnte uns nicht mehr lieben und Er könnte uns nicht weniger lieben (Römer 8,38-39).
Die Stille Zeit ist auch kein „Glücksbringer”, der uns vor unangenehmen oder schmerzhaften Situationen am Tag beschützt. Nur weil ich diesen Punkt wieder abgehakt habe, sagt Gott nicht: „Ich belohne dich jetzt damit, dass du heute einen guten und erfolgreichen Tag hast!”
Es geht darum, Zeit zu verbringen, eine „Verabredung“ mit dem lebendigen Gott! Er möchte dich mit Seiner Gegenwart, mit dem Lesen in der Bibel beschenken.
Vergiss nicht, wenn du an Jesus glaubst, bist du Sein geliebtes Kind und Er ist dein großartiger, heiliger und barmherziger Vater im Himmel und Er wünscht sich nichts mehr als eine Beziehung mit dir.
„Gemeinschaft mit Ihm ist nicht nur etwas, was für uns notwendig ist, sondern auch eine Sehnsucht Seines Herzens. Und das macht unsere Zeit mit Ihm so unglaublich kostbar. Wie kann es sein, dass so ein heiliger, sündloser und mächtiger Gott sich mit jemanden wie mir abgeben möchte?“
– Nancy Leigh Demoss
Als Seine Kinder wollen wir wissen, was Gott für uns bereithält; wir lieben Ihn: Also wollen wir Zeit mit Ihm verbringen, um anhand Seines Wortes und des Gebetes in allererster Linie IHN und auch uns besser kennenzulernen.
Umso mehr wir Gott kennenlernen und lieben, desto mehr wirkt sich das auf unser ganzes Leben aus und verändert uns (Heiligung).
Tipps fürs Bibelstudium
1. Lies die Bibel mit einem Ziel
Jedes der 66 Bücher trägt dazu bei, dass das große Ganze, die „Big Story”, der Bibel erzählt wird – eine Geschichte über Schöpfung, Sündenfall, Erlösung und Wiederherstellung. Von ihrer ersten bis zur letzten Seite berichtet die Bibel in tausenden kleineren Geschichten von dieser großen Geschichte. Wir finden also weder im AT noch im NT alleinstehende Erzählungen etc. vor, sondern jedes Buch, jede Story folgt einem roten Faden. Bei unserem Bibelstudium ist es wichtig, dass wir nach diesem Ausschau halten. Um das zu tun, müssen wir aus der entsprechenden Passage „rauszoomen” und die Rolle, die diese im Ganzen, in der „Big Story” einnimmt, wertschätzen.
2. Lies mit einer Perspektive
„Context is King“ – Auf der einen Seite dürfen wir niemals einen einzelnen Vers aus der Bibel herausnehmen und isoliert von seinem Zusammenhang betrachten. Ansonsten tun wir der Bibel schlimme Dinge an und basteln unsere persönliche Theologie zusammen. Auf der anderen Seite ist es aber auch sehr wichtig, den historischen Kontext zu kennen (nutze z.B. eine Studienbibel). Achte dabei auf die folgenden Punkte:
Wer hat dieses biblische Buch geschrieben?
Gott entschied bewusst, welche Person Er inspirieren würde, welches Buch zu schreiben. Wie wirkt sich Gottes Entscheidung bzgl. des Autors darauf aus, wie wir einen Text interpretieren? Beispiel: Es beeinflusst unsere Lesart des Jakobusbriefes, wenn wir wissen, dass Jesus’ Halbbruder der Schreiber war. Er hatte sein Wissen aus erster Hand. Jemand anderes hätte dieses Wissen nicht haben und nicht aus dieser Perspektive schreiben können.
Wann wurde es geschrieben?
Wie hätte die ursprüngliche Zielgruppe das Buch gelesen? Welche kulturellen Aspekte beeinflussten den Autor? Wie waren die gesellschaftlichen Strukturen, Geschlechterrollen, Gesetze, politischen Mächte…zu der Zeit? Diese Art Fragen helfen uns zu verstehen, welche Annahmen des Autors hinsichtlich Ehe, Familie, Sklaverei, Götzendienst etc. dem Text zugrunde liegen.
Für wen wurde es geschrieben?
Jedes biblische Buch wurde an eine bestimmte Zielgruppe gerichtet, die in der Vergangenheit lebte – in Zeiten und Kulturen, die sich sehr von unseren unterscheiden. Die Botschaft der Bibel übersteigt die ursprüngliche Leserschaft, aber sie kann nicht von ihr losgelöst betrachtet und interpretiert werden. Dazu das passende Zitat von Gordon Fee und Douglas Stewart: „Ein Text kann keine Bedeutung aufweisen, die er für den Autor oder seine ursprüngliche Leserschaft niemals gehabt hätte.” (A text cannot mean what it never could have meant to its author or his or her readers.) Daher sollten wir uns immer die Frage stellen: Was hatte dieser Bibeltext seiner ursprünglichen Zielgruppe zu sagen?
In welchem Stil wurde es geschrieben?
Die Bibel nutzt verschiedene Genres, um ihre Botschaft weiterzugeben. Und jedes Genre verwendet Sprache auf unterschiedliche Weise. Wir sollten während des Bibelstudiums daher unterscheiden zwischen: historischer Erzählung (Fakten eines Ereignisses), Gleichnis/Erzählung (sorgfältig ausgearbeitete Personen und Umstände werden eingesetzt, um eine Lektion/ein wichtiges Thema zu vermitteln), Gesetz (Gesetzbücher wurden als Richtlinien für die regierenden Obrigkeiten geschrieben, nicht damit Einzelpersonen anhand dessen Recht sprechen), Poesie (bildhafte Sprache), Weisheitsliteratur (Prinzipien, die im Allgemeinen, aber nicht auf ausnahmslos jede Situation zutreffen) und Prophetie (symbolische Sprache).
Warum wurde es geschrieben?
Jeder biblische Autor schrieb sein Buch aus einem bestimmten Grund. Wir können diesen herausfinden, indem wir die Hauptthemen und wiederkehrenden Gedanken der Texte aus der Perspektive der ursprünglichen Zielgruppe und ihrem historischen, kulturellen Kontext untersuchen.
3. Lies mit Geduld und Sorgfalt
Wir sehen das Bibellesen häufig wie einen Bankautomaten an. Wir haben ein Bedürfnis, also lesen wir in der Bibel und wollen direkt eine Antwort haben. Aber lasst uns das Bibelstudium als ein Bankkonto betrachten: Immer wenn wir Zeit in Gottes Wort verbringen, „zahlen” wir darauf ein. Und in einer Woche, einem Monat oder sogar einem Jahr kommen wir in eine Situation, in der das Gelesene plötzlich wichtig wird. Sind wir also bereit, zum Beispiel fünf Jahre des Wartens für das spätere Verstehen der Bibelstelle zu investieren?
Das bedeutet nicht, dass wir nicht auch direkt etwas aus dem Bibelstudium ziehen können. Aber wenn das nicht der Fall sein sollte, auch für eine längere Zeit, sollten wir dadurch nicht entmutigt werden.
Ebenso müssen wir beim Bibellesen auch nicht immer ein bestimmtes Gefühl haben, z. B. Frieden, Hoffnung, Nähe zu Gott. Vielleicht sind wir verunsichert, unzufrieden und fühlen uns nicht „geistlich” genug, wenn die Emotionen fehlen. Aber wir sollten unseren Glauben nie anhand unserer Gefühle festmachen. Unsere Emotionen sind unbeständig wie eine Achterbahn.
Wir müssen an dieser Stelle unser Denken verändern und den Kopf über das Herz stellen. Dazu brauchen wir das Wissen über Gott, denn wir können nichts empfinden, wenn wir nicht wissen, wer und wie Gott ist. Das Herz kann nicht lieben, was der Verstand nicht weiß. Beispiel: Pärchen/Ehe. Wahre Liebe entsteht, wenn du den Partner immer mehr kennenlernst.
„God Before Me, Mind Before Heart“ (Zuerst Gott, dann ich. Zuerst Verstand, dann Herz).
4. Lies und schreibe
Nancy Leigh DeMoss gab ihren Studenten den Tipp: „Fasst das gelesene Kapitel in einem Satz zusammen und notiert, was euch an dem Kapitel besonders berührt hat.“ Das mag vielleicht nicht so wahnsinnig spannend klingen, kann aber auch eine große Wirkung haben.
Versuch beim Bibellesen immer drei Punkte zu notieren oder dir mindestens darüber Gedanken zu machen:
- Was lehrt mich diese Bibelstelle über Gott?
- Inwiefern ändert dieser Aspekt von Gottes Charakter die Sicht auf mich selbst?
- Wie sollte meine Reaktion aussehen?
5. Lies mit Gebet
Bete vor und während des Bibellesens. Sag Gott, wenn du etwas nicht verstehst oder wenn du damit kämpfst, überhaupt deine Bibel aufzuschlagen. Danke Ihm, wenn dir etwas besonders Schönes auffällt.
Bete nach dem Bibellesen. Bitte Ihn, dich zu verändern und dass Er dir die eben gelesenen Worte ins Herz schreibt.