New Chapter ♡

„Vielleicht verlasse ich meine Wohnung das letzte Mal als nicht-verlobte-Frau“, viele Gedanken schossen mir durch den Kopf, als ich am Mittwoch, den 26.08.2020 mein Outfit im Spiegel überprüfte. Ich nahm meine Ringe aus der Schmuckschale und ließ beim Anstecken den linken Ringfinger frei. Just in case.

Es war DER Tag. Das BEST DATE EVER stand bevor, das Leon mir im vergangenen Jahr zum Geburtstag geschenkt hatte. Ich wusste nicht, was mich erwartete. Die einzigen Infos, die er mir gegeben hatte, waren: „Nimm ein zweites schickes Outfit mit“ und „Die erste Station des Dates wird etwas sportlicher…Outdoor“. Sport und Mirjana? Na, bravo. Aber Leon kannte mich in- und auswendig. Er würde sicher nicht mit mir Volleyball spielen gehen (ich habe ein paar traumatische Erinnerungen aus der Schulzeit. Vorsichtig ausgedrückt: Meine Begabungen liegen nicht im Ballsport). Vielleicht eine entspannte Wanderung oder Fahrrad-Tour? Das Wetter sah nicht vielversprechend aus. Aber hey, als gebürtige Norddeutsche ziehe ich die frische Brise einem Hitzschlag vor 🙂

Bevor ich mich auf den Weg zu unserem vereinbarten Treffpunkt machte, nahm ich mir noch einmal bewusst Zeit, das Date in Gottes Hand zu legen. Ich betete, dass er uns Weisheit schenken und alles so führen möge, wie es Seinem Willen entspricht. Ohne Ihn konnte ich nicht in den Tag gehen. Was für ein Geschenk, dass der lebendige Gott immer an unserer Seite ist!

Die Aufregung stieg. Leider verspätete sich meine S-Bahn. Als ich endlich den Bahnhof erreichte und Leon begrüßte, ahnte ich nicht, dass er bereits wie auf Kohlen saß. Unwissentlich hatte ich seinen Zeitplan gefährdet, denn das BEST DATE EVER war wirklich von Anfang bis Ende getaktet.

Tatsächlich handelte es sich bei der sportlichen Outdoor-Aktivität um eine Fahrrad-Tour. Wir schnappten uns zwei Stadträder und dann ging es los. Die Strecke war wunderschön! Wir fuhren über Feldwege, an der Dove-Elbe vorbei und kamen schließlich zur Innenstadt. Unterdessen fing es an zu regnen. Wir wurden klitschnass. Meine Haare trieften und meine getuschten Wimpern waren vollkommen verklebt. Ein Traum für jede Frau. Es war super lustig! 🙂 Dennoch war ich happy, als wir irgendwann unsere zweite Station erreichten: Mittagessen in der UF Poké-Bar.

Viel Zeit blieb uns nicht, denn der nächste Termin fand bereits um 14:00 Uhr statt und unsere Fahrrad-Tour hatte länger gedauert als erwartet. Mit der Bahn fuhren wir zum Stadtpark und liefen durch den Regen zum Planetarium. Währenddessen musste ich nur noch lachen.

In letzter Sekunde erreichten wir unser Ziel und eilten in den Vorstellungssaal. Es handelte sich um ein Kinderstück von Rolf Zuckowski und wir waren beide nicht besonders geflasht, aaaber ich war zum ersten Mal im Planetarium!

Bis zur nächsten Station hatten wir noch etwas Zeit. Leons Info: „Wir müssen nach St. Pauli.“ Also stiegen wir wieder in die Bahn und setzten uns als Überbrückung in ein Café. Dort ging ich ins Bad, wechselte mein Outfit und versuchte, mein Make-up zu retten. Keine Chance. Der Hamburger Regen hat es nun einmal in sich.

Im Laufe des Tages bemühte ich mich immer wieder, Details über die bevorstehenden Stationen herauszufinden. Insbesondere die letzte Station interessierte mich. Würde Leon mir DIE Frage stellen? Ich war hin- und hergerissen. Hatte ich ihn nicht gerade mit einer unserer engsten Freundinnen schreiben und einen Standort austauschen gesehen? Vielleicht war das ein Zeichen für den Antrag. Doch als Leon im Café plötzlich sagte, dass ich möglicherweise zu viel von dem Date erwarte und enttäuscht sein könne, zweifelte ich an meiner Vermutung. Dann rief auch noch einer seiner besten Freunde an. Sie wollten einen Männer-Abend starten. Würde Leon seine Jungs nicht einweihen, wenn er seine Verlobung plante? Ich war verwirrt und angespannt. Den ganzen Tag lang.

Für 17:00 Uhr hatte Leon einen Tisch im Clouds reserviert, einer Bar/einem Restaurant weit oben in den sogenannten Tanzenden Türmen. Von dort aus hat man einen besonders schönen Blick über den Hafen, die Elbphilhamonie, den Michel – die Hamburger Innenstadt. Ausgerechnet zu diesem Zeitpunkt hörte der Regen auf und die Sonne bahnte sich einen Weg durch die Wolken. Mittlerweile war Leon sehr ruhig geworden. Als ich ihn darauf ansprach, äußerte er, dass er Kopfschmerzen habe.

Der letzte Termin lag noch vor uns. „Wollen wir die Station nicht verschieben?“, schlug ich vor. Das Date war super süß geplant gewesen. Ein sehr schöner Tag lag hinter uns. Wenn es Leon nicht gut ging, war es doch verständlich, wenn er gern früher nach Hause wollte. „Wir könnten es ein anderes Mal machen“, entgegnete er. „Aber ich habe fünf Stationen geplant. Ich würde den Tag gern noch schön beenden.“ Nach mehreren Anläufen meinerseits: „Es muss ja nicht mehr heute sein…“, saßen wir schließlich doch in der Bahn. Meine Fragerei ging weiter. Ich erfuhr, dass Leon mit mir an einem schönen Ort den Sonnenuntergang ansehen wollte. Dafür würden wir bis nach Wedel und von dort mit einem Taxi weiterfahren.

In Wedel zögerte Leon die Wartezeit hinaus: „Der Sonnenuntergang ist erst für 20:23 Uhr angesagt. Wenn wir jetzt losfahren, sind wir viel zu früh.“ Ich verstand seine Logik nicht. Warum suchten wir uns kein Taxi? Mittlerweile wusste ich, dass wir uns den Sonnenuntergang an der Elbe in Hetlingen (mein liebster Strand in der Umgebung) ansehen würden. Es war doch viel schöner, dort am Wasser zu warten als am Bahnhof in Wedel.

Irgendwann hatte ich Leon (scheinbar) überzeugt und wir stiegen in ein Taxi. Während der Fahrt beobachtete ich angespannt die steigende Preisanzeige. In Hetlingen angekommen, graute mir bereits vor der Rückfahrt. Leon gab viel zu viel Geld für diesen Tag aus! Mittlerweile hatte es wieder angefangen zu regnen. Wir stiegen aus dem Taxi. Es war kalt und windig. Der Heiratsantrag würde heute wohl nicht mehr kommen.

Auf dem Weg zum Strand über den Deich ging ich voran. Ich zeigte Leon die Stelle, an der wir durch einen Zaun klettern mussten: „Wie gut, dass du den Weg kennst. Allein hätte ich es nicht gefunden“, sagte er. Wir stapften zu zweit durch den Sand und er suchte einen Spot, der ihm von einer Freundin empfohlen worden war. Meine Euphorie hielt sich in Grenzen. Zumindest hatte es aufgehört zu regnen und der Himmel klarte auf.

Plötzlich kam Leon und hielt mir von hinten die Augen zu. Gefühle, die ich kaum beschreiben kann, durchfluteten mich. War es nun wirklich so weit? Würde er mir einen Antrag machen?

Leon führte mich einige Meter durch Gräser und ich plapperte wie eine CD mit Sprung immer wieder dasselbe: „Hier sind Zecken! Zecken!“ Kaum hatte Leon die Hände von meinen Augen genommen und mir „erlaubt“, sie zu öffnen, begann ich zu weinen. Wir standen an der Elbe vor einem Holzbogen, der mit einem hübschen, weißen Tuch dekoriert war. Auf dem Boden standen schöne Kerzen und Fackeln steckten im Sand (leider waren sie durch den Wind ausgegangen, aber das fiel in diesem Moment sowieso nicht auf). In einem Baum links von uns leuchtete eine süße Lichterkette.

Bei Sonnenuntergang kniete Leon sich vor mir in den Sand. Er hielt eine geöffnete Schachtel mit einem glitzernden Ring und stellte DIE Frage: „Willst du meine Frau werden?“ Zwei Freundinnen machten Fotos und filmten, wie ich losquatschte: „Ich habe so gehofft, dass du mich fragst! Oh, my goodness!“ Leon kniete auf dem Boden und wartete auf meine Antwort. Ich glaube, er fragte noch einmal, ehe ich endlich „JA“ sagte. Wir umarmten uns: „Das war der perfekte Antrag, der perfekte Antrag!“, schwärmte ich begeistert. Kurz darauf lief ich ausgelassen zum Wasser: „Ich bin verlooobt!“ Leon wirbelte mich herum. Es war der perfekte Abend. Wie schön wäre es, wenn ich diesen auch mit meinen anderen Engsten teilen könnte…

Auf einmal sah ich eine große Gruppe auf uns zukommen. Ich rannte los – in die Arme meines Bruders. Sie alle waren da: unsere besten Freunde aus der Gemeinde, unser Hauskreis – über Videochat kamen sogar meine Eltern aus ihrem Urlaub kurz dazu. Sie umarmten und freuten sich mit uns. Es war traumhaft. Sooo intensive Emotionen, viele Gedanken, große Anspannung und eine Entscheidung, die Leons und mein Leben vollkommen verändern wird. Ich bin verlobt. OH. MY. GOODNESS.

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