Auf die Gnade kommt es an
Ein weiterer stressiger Tag neigte sich dem Ende entgegen. In nur wenigen Stunden würde mein Wecker wieder klingeln. Ein neuer Tag. Neue Herausforderungen. Meine Bibel lag unangetastet auf meinem Schreibtisch. Der bloße Anblick versetzte mein Gewissen in Unruhe. „Wenigstens habe ich heute Morgen auf dem Weg zur Arbeit den Tagesvers in meiner Bibelapp gelesen“, versuchte ich mich selbst zu beschwichtigen. „Und gestern habe ich mir eine Predigt angehört.“ Schnell sprach ich ein kurzes Gebet, dann kuschelte ich mich in meine Bettdecke. Die Müdigkeit überkam mich, doch das interessierte mein Gewissen herzlich wenig: „Du nennst dich Christ?“, klagte es mich an. „Jesus gab Sein Leben für dich und du schaffst es nicht, jeden Tag intensiv Stille Zeit zu machen? Denkst du wirklich, dass deine Ausreden ziehen? So viele andere Christen auf der Welt arbeiten auch Vollzeit und machen sogar Überstunden, aber sie sind trotzdem in der Lage, Zeit mit Gott zu verbringen. Dein Glaube kann gar nicht echt sein!“
Die Zweifel prasselten auf mich ein. Plötzlich schien alles klar: Ich war gar nicht Gottes Kind. Immer wieder hatte ich versagt. Warum sollte Gott sich für mich interessieren, geschweige denn lieben? Würde ich jetzt sterben, gäbe es sicher keine Hoffnung für mich. Ich war verloren. Panik stieg in mir auf.
Gnade vs. Werke
Diese Szene ist kein Einzelfall. Sie ist ein immer wiederkehrender Ausschnitt meines Lebens. Habe ich die Bibel – meiner Meinung nach – intensiv studiert und hingebungsvoll gebetet, bin ich beruhigt. Doch kaum liegt eine Woche hinter mir, in der ich eindeutig zu wenig Zeit mit Gott verbracht habe, fühle ich mich weit weg von Ihm und befürchte, meine Rettung verloren zu haben – womöglich war ich ja niemals richtig wiedergeboren!
In meiner Gemeinde darf ich regelmäßig wertvolle Predigten über die Gnade Gottes hören. Und ehrlich gesagt dachte ich, die folgende biblische Wahrheit verinnerlicht zu haben: Meine Rettung basiert nicht auf meinen Werken. Sie ist Gottes Geschenk. Dennoch gerate ich so schnell in die Spirale der Selbstgerechtigkeit. Ich möchte etwas leisten. Ich möchte mir mein Heil verdienen. Aus Gnade errettet? Wenn ich immer wieder versage, wird Jesus mich bestimmt nicht mehr lieben und sich von mir abwenden. Ich kann doch nicht erwarten, in den Himmel zu kommen…
Reicht die Gnade aus?
Jesu Tod am Kreuz ist kein Freifahrtschein, munter weiter zu sündigen. Wahrer Glaube zeigt sich durch Werke (Jakobus 2,17). Wenn wir wiedergeborene Christen sind, wird Step by Step eine Veränderung in unserem Leben zu sehen sein. Aus tiefer Dankbarkeit und Liebe zu unserem Retter wollen wir im Gehorsam zu Ihm leben und Ihm ähnlicher werden. Allerdings sollten wir die Reihenfolge beachten. Die Bibel sagt nicht: „Mache jeden Tag Stille Zeit – dann kommst du in den Himmel“ oder „Höre jede Woche mindestens sieben Predigten, besuche regelmäßig einen Hauskreis und engagiere dich in so vielen Diensten in der Gemeinde wie möglich, dann wirst du gerettet werden“. Nein, stattdessen schreibt der Apostel Paulus in Epheser 2,8: „Denn aus Gnade seid ihr gerettet worden durch den Glauben, und das nicht aus euch: es ist Gottes Geschenk.“
In der Welt sind wir es gewohnt, uns Liebe und Anerkennung verdienen zu müssen. Aber bei Gott ist es anders. Wir können uns Seine Liebe nicht verdienen, weil wir nichts zu bringen haben. Gott ist nicht beeindruckt, wenn wir Ihm eine Liste von guten Taten vorlegen oder auswendig gelernte Bibelverse aufsagen. Gott liebt uns nicht, weil wir so liebenswürdig sind. Ich bin es nicht wert, geliebt zu werden. Warum sollte der heilige Gott an mir interessiert sein, wenn ich Ihn doch eigenhändig ans Kreuz nagelte? Jesus entschied sich, uns zu lieben, als wir noch Seine Feinde waren! Die Rettung ist Gottes Geschenk an uns: „Gott aber beweist Seine Liebe zu uns dadurch, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren.“ ~ Römer 5,8
Wir können uns die Rettung nicht verdienen
Ebenso wenig wie wir für unsere biologische Geburt verantwortlich sind, können wir etwas zu unserer Wiedergeburt beitragen. Sie ist eine Gabe des lebendigen Gottes. Seine Liebe besteht nicht darin, „dass wir Gott geliebt haben, sondern dass er uns geliebt hat und seinen Sohn gesandt hat als Sühnopfer für unsere Sünden […] wir lieben, weil er uns zuerst geliebt hat.“ ~ 1.Johannes 4,10 & 19
Gottes Liebe zu uns hängt nicht von unseren eigenen Werken ab. Und auch nicht von unseren Gefühlen. Wir sind nicht an einem Tag errettet, weil wir besonders lang die Bibel studiert und gebetet haben und am nächsten Tag verlieren wir unser Heil wieder, wenn wir nur ein kurzes Abendgebet sprechen. Jesus schenkt uns das ewige Leben und wir werden es nicht wieder verlieren: „Wer an den Sohn glaubt, der hat das ewige Leben.“ ~ Johannes 3,36
Unser Gott bleibt derselbe (Hebräer 13,8) – und das gilt auch für Seine Liebe zu uns. Sie ist beständig: gestern, heute und in Ewigkeit.
Jesus Christus hält uns fest
Möge Gott uns immer mehr bewusst machen, wie groß Seine Gnade ist und dass wir der Rettung nichts hinzufügen können und müssen. Jesu Tod am Kreuz reicht aus. Nicht wir halten uns an Jesus fest, sondern Er hält uns fest!
„Unser Heil hängt nicht von unserem Willen ab, sondern von Gottes Erbarmen.“ ~ Wolfgang Wegert
Love,
Joy
richtig gut, richtig ehrlich. Super!!
Vielen Dank, Johan!
Wirklich schön!
Danke!