Back to Life

„Möchten Sie leben?“, die Therapeutin starrte mich durch ihre Brille an. Mehr konnte ich aufgrund der Maske nicht von ihrem Gesicht sehen. Das brauchte ich auch gar nicht. Ihre Worte und der Tonfall genügten mir. Das, was mich gerade wie eine Welle überspülte und mir den Boden unter den Füßen entriss, konnte doch unmöglich die Realität sein! Mir war bewusst, dass ich sehr dünn war. Zu dünn. Aber lebensbedrohlich dünn? Das war niemals meine Absicht gewesen! Natürlich wollte ich leben! Was für ein Paradoxon: Aus dem Wunsch heraus, mich vor „gefährlichen“ Lebensmitteln zu schützen, war genau das eingetreten, was ich so sehr fürchtete. Nicht das Essen würde mich töten, sondern das Nicht-Essen!

„Leiden Sie unter Konzentrationsstörungen? Als ich Sie sah, war ich erschrocken! Man sieht durch Ihre Kleidung die Knochen abstehen!“, sagte Frau J. Anscheinend hatte ich mich unbewusst so runtergehungert, dass mein Gehirn langsam seine Funktionsfähigkeit verlor. Mein Körper schaltete auf Sparmodus, um die lebensnotwendigen Funktionen erhalten zu können. Kein Wunder, dass ich in den vergangenen Nächten zwei Bettdecken gebraucht hatte, weil mir so kalt war. Vor Kurzem hatte ich in dem Buch „Aus dem Leben gefallen“ von Ariatani Wolff davon gelesen. Dabei ahnte ich nicht, dass ich bald die junge Frau sein würde, die in einer Klinik um ihr Überleben kämpft. Ariatanis Geschichte wurde zu meiner. Nur die Motivation, der Auslöser war ein anderer: Ich hatte keine „klassische“ Magersucht. Ich wollte essen. Doch ich konnte es nicht. So sehr war ich von meinen Ängsten versklavt. Es ist wahr: Der Teufel will zerstören und töten! Aber Jesus ist gekommen, um das Leben, die Freiheit zu schenken (Johannes 10,10)! Es war an der Zeit, mich von der Hand meines Zwangs loszureissen und Gottes Hand zu ergreifen.

Wüstenzeit

In den vergangenen Monaten ging ich durch eine der schrecklichsten Zeiten meines Lebens. Ich heulte mir die Augen aus dem Kopf und glaubte, keine Sekunde länger in dem Krankenhaus ertragen zu können. 24/7 mit den größten Ängsten konfrontiert zu werden, kostete unbeschreiblich viel Kraft – emotional und physisch. Ich sehnte mich nach Leon, meiner Familie, meinen Freunden, meiner Gemeinde, meinem sauberen Badezimmer und meinem kuscheligen Bett. Ich sehnte mich nach Freiheit. Freiheit von meinem Zwang. Warum heilte Gott mich nicht einfach? Es wäre doch so leicht für Ihn. In der Bibel lesen wir von so vielen spontanen Wundern. Warum durfte nicht auch ich ein spontanes Wunder erleben? Warum musste ich durch die Wüste gehen?

Ich weiß es nicht. Aber was ich weiß, ist, dass ich inmitten meiner Verzweiflung Gottes Gnade sehen durfte. Endlich las ich wieder täglich in der Bibel und konnte die Zeit nutzen, um die Lebenszeugnisse von anderen Christen aufzusaugen (Buchempfehlungen: Nicky Cruz, Marie Kresbach und Esther Ahmad :)). Gott schenkte mir Möglichkeiten, anderen Patienten von Jesus zu erzählen. Er segnete mich durch die Gebete, die ermutigenden Nachrichten und Besuche von Leon, meiner Familie und meinen Freunden. Beziehungen vertieften sich – auch unsere Einheit als junges Ehepaar wurde gestärkt. 

Hoffnung

Endlich bin ich wieder zu Hause. Der Kampf ist nicht vorbei, aber die Hoffnung ist da. Hoffnung auf ein Leben in Freiheit. Eine Freiheit, die nur Jesus schenken kann. Er kam auf diese Erde, um Ketten zu sprengen. Die Ketten der Sünde, der Krankheit, der Angst. Er kam, weil Er dich so sehr liebt. Er kam, um deine Ketten zu lösen. Vertraue und glaube Ihm! 

Praktische Tipps findest du in diesem Video/Podcast und in diesem Blogartikel.

Love,
Joy

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